Drei Höfe - Zwei Häuser - Eine Genossenschaft

Ein Neubau in der Klingerstraße in München

„Wie Zusammen Leben?“ ist die Frage, die wir uns bei jeder Aufgabe im Wohnungsbau stellen. Die zeitgemäße Innovation bei dem Entwurf sehen wir in der Durchmischung der Wohnformen und sozialen Lebensformen in Bezug auf Alter, Herkunft und ökonomischem Status. So ist der ganzheitliche Ansatz der Großform des Hofes im Zusammenhang mit dem Bestand die Qualität des Entwurfes, der keiner weiteren großen Geste, sondern einer behutsamen Ausarbeitung bedarf.

Für uns ist es die „Liebe auf den zweiten Blick“ die den gesamten Hof wirken lässt und eine dauerhafte Nachhaltigkeit sichert. Die Lage nahe an der U-Bahn Partnachplatz, dem Westpark und der Isar unterstützt dies.

 

Eine eigenständige Maßstäblichkeit erfolgt über die hauptsächlich viergeschossige Höhe, großformatige Fenster und eine Putzfassade. Wir sehen dies im Sinne von Zitaten und Bezügen, die eine Verbindung zu München und den Wohnvierteln der Jahrhundertwende herstellen und erkennbare Adressen bilden.

Ein Ausdruck der Bescheidenheit der Gestaltungselemente – bekannte Elemente spezifisch kombiniert – wird gepaart mit einer hohen Wohnqualität: Die Wohnungen erhalten großzügige und gut proportionierte Raumsituationen und eine Zuordnung der Freibereiche zum Hof als „grüne Zimmer“. Die repräsentativen Eingänge und Treppenhäuser sind fast alle wirtschaftlich als 3- oder 4-Spänner angelegt. An jedem Treppenhaus erfolgt eine Mischung der Wohnformen, übereinander liegende Wohnungen sind aus wirtschaftlichen Gründen identisch ausgeführt.

Lageplan

Städtebau + Inklusion

Alle Wohnungen sind barrierefrei erreichbar. Über eine übersichtliche und barrierefreie, gemeinsame Tiefgarage für PKW und Fahrräder werden die Häuser verbunden. Die Stellplätze und Abstellräume sind den Hauszugängen zugeordnet. Der Zugang zur TG für Fahrräder erfolgt über einen Aufzug, der auch die Barrierefreiheit der TG für Nutzer der Bestandsbauten herstellt. Die Zufahrt zur TG erfolgt von der Klingerstraße aus, so bleibt der Hof verkehrsfrei.

Energiekonzept, Wärmeschutz

Ausgangspunkt, um den EnEV-Standard zu erreichen, ist für uns eine ökologische Wärmeversorgung (Heizzentrale mit nachwachsenden Rohstoffen oder Fernwärme) kombiniert mit einer wirtschaftlich sinnvoll gedämmten Fassade und einer Niedertemperatur-Flächenheizung im Fußbodenaufbau. Dazu eine angemessene und nicht zum Selbstzweck werdende Technik mit einem dezentralen Abluftsystem über die Bäder und Nachströmung über die Individualräume und die Fassade sowie eine Optimierung der Einsparung von Frischwasser. Die Nachströmung der abgesaugten Luft erfolgt über Fensterfalzlüfter.

Der sommerliche Wärmeschutz wird unter Berücksichtigung von Eigenverschattung, Speichermasse, Fensterflächenanteil und außenliegenden, textilen Sonnenschutz mittels einer thermischen Simulation nachgewiesen. Die Baustoffe werden entsprechend einer ökologischen Gesamtbetrachtung im Lebenszyklus des Gebäudes ausgewählt.

 

Freiraum

Die prägnante städtebauliche Figur eröffnet Freiflächen, welche innerhalb des neuen Quartiers eigenständige, qualitätsvolle und charakterstarke Räume bilden. Gleichzeitig fördern die Freiräume die Anbindung an die Umgebung.

Der Innenhof dient als Gemeinschaftsgrünraum mit vielfältigen Spiel- und Aufenthaltsangeboten für die Gesamtheit der Hausbewohner. Die Hauptverbindungen durch den Wohnblock queren die große Wiesenfläche. Schatten spendende Baumgruppen strukturieren den Hof für Spiel und Aufenthalt. Bei der Behandlung der Oberflächen wird auf einen möglichst geringen Versiegelungsgrad Wert gelegt, die Dachflächen sind zur Rückhaltung des Niederschlagswassers extensiv begrünt.


Projektdaten

Ort

Wohnungs-Neubau/Nachverdichtung in der Klingerstrasse in München

mit fischer heumann landschaftsarchitekten, München

Bauherr

Baugenossenschaft München-Süd e.G.

Fläche

BGF Wohnen 7.290 m², BGF Verwaltung 420 m², 52 Wohnungen, TG mit 59 PKW und 111 Fahrrädern

Leistung

HOAI LP 1-4

Wettbewerbsteam

Frank Feuchtenbeiner, Johanna Lölhöffel, Maria-Magdalena Renker

Projektteam

Frank Feuchtenbeiner, Ivaylo Galabov, Johanna Lölhöffel (Projektleitung), Simone Schiller