Das Baumhausb(l)au

Einfachheit und Komplexität

Lageplan

Die „Sensationierung“, die von den Medien ausgeht legt eine überlegte Antwort in Richtung einer neuen Einfachheit bzw. Schlichtheit nahe. Bauten sollten aus unserer Sicht zeitlos und ohne Moden entwickelt werden sowie menschliche Räume und Zwischenräume schaffen um dann zusammen mit dem Genius Loci zu „Architektur“ zu werden. Der Ausgangspunkt des Entwurfes ist städtebaulicher Natur: Das Grundstück mit grünem Saum. Daraus eine besondere Qualität zu schöpfen, die gutes Wohnen und soziales Miteinander fördert ist die Herausforderung. Die Häuser konzentrieren sich nun auf die Mitte des Grundstücks und erhalten konsequent den bestehenden grünen Rand – eine soziale Analogie. Die Durchwegung und Adressbildung mit Platzaufweitungen an den Quartierszugängen erfolgt dezentral über die umliegenden Straßen. Die grünen Privatzonen an den Gebäuden orientieren sich in Richtung der verkehrsberuhigten Zone. Der prägende Baumbestand auf dem Grundstück wird zum größten Teil erhalten. Vor allem der Grüngürtel im Süden wirkt puffernd als attraktiver Parkbereich am Karwendelring. Die bestehenden Gehwege um das Grundstück werden im Sinne des Baumschutzes bewusst beibehalten. Der landschaftlich gestaltete Freiraum um die Neubauten erhält die vorgegebene Topografie, die Untergeschosse schieben sich bei möglichst wenig Aushub als Halbgeschosse in den Hang, die TG benötigt keine Rampe und ist so für spätere Umnutzungen perfekt erreichbar.

Zwei Fußwege queren das Grundstück und verbinden die Johann-Braun-Straße mit dem Karwendelring. Von diesen Wegen sind die Treppenhäuser der drei Gebäude zugänglich. Die Erschließung führt in Teilen über Stegkonstruktionen, die den Erhalt der Bäume im Süden ermöglichen. Hier sind offene Fahrradstellplätze angeordnet. Im Nordosten, der durch die Gebäude lärmgeschützt wird, sind die naturnah gestalteten Spiel- und Aufenthaltsflächen für die Bewohner geplant. Der vorhandene Baumbestand, ergänzt mit Neupflanzungen, führt zu einer natürlichen Kühlung.

 

Strategie zum Bauen: GK3, Holzbau und vorbeugender Brandschutz

Die Höhenentwicklung ist mit drei Geschoßen (GK 3 BayBO) bewusst begrenzt, sowohl maßstäblich als auch aus dem Gedanken der Entfluchtung und des vorbeugenden Brandschutzes. Keine Drehleiterfahrzeuge im Inneren des Grundstücks (Entfluchtung über Steckleitern) und die Möglichkeit einer ungekapselten Wandkonstruktion sind der Ertrag. So kann ein Holzbau wirtschaftlich und nachhaltig erstellt und der Baumbestand erhalten werden. Die Fassaden bilden mit durchlaufenden Balkonen eine Zone aus, die sowohl eine Öffnung zur Kommunikation als auch einen Rückzug ermöglicht. Dadurch entsteht gleichzeitig ein Schutz vor Brandüberschlag und ein konstruktiver Holzschutz: die Außenwände können aus sägerauer Fichte wirtschaftlich hergestellt werden.

Einfach Bauen: Vorfertigung und Grundrissstruktur

Die Bauherrnstruktur ermöglicht es, kostentreibende Standards zu hinterfragen und so zu Bauen, daß die entstehenden Qualitäten für die Bewohner wertvoll sind. Die Grundstruktur ist über eine vorgefertigte Sanitärzelle definiert, die sämtliche Installationen und Versorgungsstränge sowie Verteiler enthält. Fast Alle Räume sind an diesem Technikkern angelagert und werden darüber versorgt. Die Struktur der Gebäude ist durch kurze Spannweiten für den Holzbau gekennzeichnet. Decken, Wände und identische Bäder sind vorgefertigt und können schnell aufgestellt werden. In dieser Weise seriell geplant und vorgefertigt knüpft die Bautechnik an die Holzbauten der Moderne z.B. von Konrad Wachsmann an. Es entstehen saubere Schnittstellen und eine hohe Ausführungsqualität. Fast alle Wohnungen sind zu zwei bis drei Himmelsrichtungen angeordnet. Da alle Wohnungen barrierefrei ausgebildet sind und die rollstuhlgerechten Wohnungen im EG liegen, ist frei wählbar, ob und an welchen Treppenhäusern Aufzüge angeordnet oder ggf. nachgerüstet werden.

Energiekonzept

Die Wärmeerzeugung erfolgt regenerativ und zentral über eine Grundwasserwärmepumpe, die über eigene Photovoltaik mit Pufferbatterie betrieben wird. Durch eine Flächenheizung an den Sanitärkernen ist ein niedriges Temperaturniveau ausreichend.

Farbkonzept

In der Moderne war Farbe ein essentielles Gestaltungsmittel für zeitgemäßes Bauen. Hier möchten wir thematisch anknüpfen und die Farben als Kontrast zum bestehenden Grün auswählen. Inspiration dabei ist die Farbwahl des Freisinger Stadtwappens.


Ort

Freising

Bauherr

Freisinger Wohnbau GmbH& Co. Immobilien KG

Wettbewerb

Nichtoffener Realisierungswettbewerb 2020

Fläche

GF 7870 qm

Wettbewerbsteam

Sebastian Klich, Mateja Mele, Carlos Moya, Florian Rothermel