Vom Großen ins Kleine: Thema Städtebau
Gemischte Quartiere im Laufe der Zeit
Inhaltsverzeichnis
Der grundlegende Ansatz bei all unseren Projekten ist es, durch den innovativen Umgang mit dem öffentlichen und halb öffentlichen Raum eine nachhaltige Wohnqualität zu schaffen.
Der nachhaltige und umweltverträgliche Städte- sowie der Wohnungsbau stehen vor Herausforderungen, die auch Strukturen und die Ästhetik von Architektur verändern.
Deshalb sehen wir Gebäude und die Stadt als eine Einheit, die im bestehenden Kontext und durch die gemeinsame Planung und Umsetzung ergänzt, adaptiert oder revitalisiert werden muss. Die Mischung an Generationen und neue Wohn- und Lebensformen haben in unseren Augen Priorität. In unseren Projekten haben wir sie so interpretiert, dass sich Effizienz und Nachhaltigkeit mit Ökonomie und Ökologie begegnen.
Ein gemischtes Quartier als Stadterweiterung: Stadt_Land_Mühlbach
Südteil
Entlang eines Isarkanals im Münchner Norden entsteht zwischen einer großen Stadteinfallstraße und dem Landschaftsraum ein neues Quartier. Aus der Not wird eine Tugend: der Schallschutz zur Freisinger Landstraße ist Anlass, das Areal über kleine Plätze dezentral zu erschließen. Die intelligent angeordnete dichte Baustruktur öffnet sich Richtung Naturschutzgebiet und spielt mit der Nähe zum Wasser. So entsteht eine attraktive Siedlungsform mit großzügigem Freiraum, die eine klare Adressbildung und Identität ermöglicht.
Die Bebauung und die Gärten stehen in engem Dialog mit dem Wasser. Der Lage des Grundstücks entsprechend haben wir eine Atmosphäre geschaffen, die das Wasser einen Teil der Bebauung werden lässt und Gärten am Wasser schafft.
Es entstehen vier urban gefasste Eingangsplätze mit Gewerbeeinheiten und Büros, die verschiedene Adressen entlang der Freisinger Landstraße bilden. An diesen Verteilerplätzen befinden sich die Eingänge der Wohnungen und Gewerbeeinheiten oder Gemeinschaftsflächen. Darauf folgt ein Gartenhof, der sich über den Garchinger Mühlbach in das ehemalige Freibad aufweitet, um schließlich in die weitläufigen Auen des Englischen Gartens überzugehen.
Nordteil
Es entstehen Wohnungen, die in Teilen auch das „Home Office“ unterstützen, sowie Nahversorgung, Sport und Freizeitmöglichkeiten. Städtebaulich stellt sich die Frage der Dualität; einerseits Urbanität und andererseits der Umgang mit dem landschaftlich geprägten Ort. Wir beantworten dies mit einer Großform als Blockstruktur, die sich zur Landschaft öffnet und im Gegensatz zu dieser einen adressbildenden Innenraum mit einer urbanen Atmosphäre bietet. Die Höfe haben eine innere Verbindung, eine durchgängige Wohnpromenade, die von Nord und Süd anfahrbar ist. Die Öffnungen schaffen eine feine Brücke zwischen dem Landschaftsraum bzw. den Biotopen. Die Adressen und Zugänge orientieren sich zur Wohnpromenade. Die Grünverbindung als Frischluftschneise von West nach Ost ergibt sich selbstverständlich durch die Lage und den Umgang mit der Landschaft.
Die gegliederte Blockstruktur ist durch den bewussten Abstand zur Straße allseits von Grün umgeben – im Westen baumüberstellt, im Osten mit Wiesen und Wasser. So liegt die Form zusammen mit den sportlichen Nutzungen in einer fließenden Landschaft, die auch Raum für die übergeordnete Fuß- und Fahrradverbindung schafft. Der Quartiersplatz bietet ebenfalls Raum für temporäre Veranstaltungen und Wochenmärkte. Die sportlichen Einrichtungen dagegen liegen im Süden des Grundstücks im Landschaftsraum und erhalten Ihre Adresse über einen Platz zwischen der Sporthalle und den anderen Sportgelegenheiten. Es ergibt sich ein ebenerdiger, offener Vereinssportbetrieb, der durch einen öffentlichen Kiosk ergänzt wird.
Freisinger Landstraße, München Freimann
Bauherr: Bayerische Hausbau GmbH & Co. KG, München
Wettbewerb: Städtebaulicher und landschaftsplanerischer Ideenwettbewerb "Wohnbebauung an der Freisinger Landstraße 40 - 44" in München Freimann 1. Preis, 2017 Informelle städtebauliche Planung, Masterplan, Gestaltleitfaden Bebauungsplanung bis 2024
Mit grabner huber lipp Landschaftsarchitekten und Stadtplaner
Fläche: 10 HA, GF gesamt 65.500m2, ca. 600 Wohneinheiten, TG, Gewerbe, 2 KITAS, Gaststätte, Sporthallen
Auf den Spuren … im Wandel der Zeit: Haldenseestrasse
Der Bestand ist die konzeptionelle Grundlage für die Neuinterpretation des heutigen Quartiers. Tiefere Baukörper erzeugen eine Erhöhung der städtebaulichen Dichte. Die bestehenden Strukturen werden als Footprint aufgenommen und in einem Wechsel von grünen Höfen und verkehrsfreien Gassen nach dem klassischen Prinzip der Siedlungstypologie „Straße – Wohnung – Hof“ weiterentwickelt. Jede Wohnung partizipiert vom gemeinschaftlichen Freiraum und einer attraktiven Durchwegung.
Auszug aus dem Juryprotokoll:
“Die städtebauliche Idee des Entwurfs wird von den Verfassern gleichsam naturgesetzlich aus der Geschichte des Ortes und dem Gebäudebestand abgeleitet. Das Quartier gliedert sich in große Bögen, die dem Fußabdruck der bestehenden Siedlung folgen. Die im Raumprogramm vorgegebene Erhöhung der städtebaulichen Dichte wird vorrangig durch tiefere Gebäudekörper erreicht – eine durchaus plausible Weiterentwicklung der Siedlung. Mit der Zonierung des Baugebiets nach dem klassischen Prinzip “Straße – Wohnung – Hof” gelingt es, die Siedlungstypologie mit dem Bildungsgesetz klassischer europäischer Stadtquartiere zu verbinden. Nicht die allseitig vom Freiraum umspülte Zeile soll den Ort zukünftig prägen, sondern Gebäudereihen, die einen gekrümmten spannungsvollen Straßenraum begleiten. Ein stadträumlich überzeugendes Konzept: Jeder Wohnung wird eine Adresse am gut proportionierten öffentlichen Raum zuteil, jede Wohnung partizipiert an einem großzügigen und durchgrünten Innenhof. So einfach sich der Quartiersgrundriss darstellt, so tragfähig dürfte er sich im langfristig angelegten Realisierungsprozess beweisen. Die Entscheidung der Verfasser, die Tiefgaragen konsequent unter den Gebäuden und den ohnehin versiegelten Straßen anzuordnen, erlaubt es, eine große Zahl von Bestandsbäumen zu erhalten.
Die klare städtebauliche Ordnung wird durch eine Folge öffentlicher Grünflächen aufgebrochen, die eine Freiraumverbindung von der Krumbadstraße bis zur U-Bahn-Haltestelle Michaelibad herstellen soll. …”
Haldenseestraße, Bad-Schachener-Straße, München
Mit Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten, Emling
Bauherr: GWG - Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH
Leistung: Wettbewerb Preisgruppe 2015, 1. Preis nach Überarbeitung 2016, Bebauungsplan, Satzungszuschuss 2019, Gestaltleitfaden