Grün, das Nachbarn schafft
Ein genossenschaftliches Quartier mit drei Höfen in Grünwald für die Gemeinnützige Baugenossenschaft Grünwald e.G.
Inhaltsverzeichnis
So selbstverständlich wie möglich. So innovativ wie nötig.
Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Grünwald e.G. stellt seit ihrer Gründung im Jahre 1949 Wohnraum für ihre Mitglieder in der Gemeinde Grünwald zur Verfügung. Und das in einer Umgebung die eher für teure Villen und prominente Bewohner bekannt ist als für Bauten einer gemeinnützigen Genossenschaft. Der Bestand entlang der Oberhachinger-, Josef-Sammer-, Josef-Kogler-, Josef-Würth- und Fritz-Kneidl-Straße der aus dem Jahr 1950 mit 26 Häusern, 155 Wohneinheiten und dem Verwaltungsbüro der Baugenossenschaft wurde sukzessive von 2016 bis 2023abgerissen und als Quartier neu geordnet. Ziel war das Entstehen von Lebensbereichen mit einer lebendigen und intakten Nachbarschaft, in der unterschiedliche Lebensformen, vom Singlehaushalt bis zur kinderreichen Familie, von Jung bis Alt, zusammenfinden. Entstanden sind nachhaltige und energieeffiziente Gebäude, durch die auch die Lebenszykluskosten mit Instandhaltung und Instandsetzung minimiert werden.
Stadt Grünwald
Bauherr Gemeinnützige Baugenossenschaft Grünwald e.G
Status Fertigstellung 1. BA 2019, 2. BA 2023
Daten 2 HA, BGF Wohnen 10.100 m², 167 Wohneinheiten, WF 9.371 m², 1 Gewerbeeinheit, Tiefgarage
Auftrag Wettbewerb 1. Preis 2013, informelle städtebauliche Planung, Begleitung Bebauungsplan HOAI LP 1-3, Hochbau HOAI LP 1-8
Aufgabe Städtebau, Neubau, Nachverdichtung
Herausforderung Genossenschaftliches Wohnen, mehrere Bauabschnitte im Bestand
Lösung 14 Einzelhäuser auf parkähnlichem Grundstück mit Tiefgarage
Wettbewerbsteam
Johanna Lölhöffel, Oliver Wagner
Projektteam Bauabschnitt I
Frank Feuchtenbeiner (Projektleitung), Johanna Lölhöffel, Anastasia Schubina
Projektteam Bauabschnitt II
Maria Kremsreiter, Johanna Lölhöffel (Projektleitung), Sophia Quanz
fischer heumann Landschaftsarchitekten, München
Städtebau
Die Stärkung von genossenschaftlichem Wohnen ist ein zeitgemäßes Thema und so wurde städtebaulich ein gemeinschafts- und identitätstiftendes Motiv mit Häusern von 10 bis 14 Wohneinheiten gefunden, die sich mit kleinen Abwandlungen sehr ähnlich sind. Durch den Erwerb der Straße die das Areal bisher trennte und deren Rückbau entsteht ein großes, parkähnliches, autofreies Grundstück von 2 Hektar, auf dem die 14 Wohnhäuser in einer offenen Struktur angeordnet sind. Kompakte Volumen gruppieren sich um drei gemeinschaftliche Höfe und bilden überschaubare, vernetzte Einheiten. Die Besonderheit ist der große zusammenhängende Freiraum ohne Zäune, der auch als Symbol der Offenheit der Genossenschaft gegenüber der ansonsten verschlossenen umgebenden Bebauung zu lesen ist
„Der Beitrag weist eine hohe Eigenständigkeit im Hinblick auf die städtebauliche Struktur und die Freiraumgestaltung auf. Locker angeordnete Einzelbaukörper gruppieren sich um 3 Gemeinschaftsflächen und bilden dabei überschaubare und dennoch miteinander vernetzte Einheiten. Die Freiflächen sind parkartig angelegt und lassen eine angenehme Offenheit und Transparenz erwarten … Die versetze Anordnung der privat nutzbaren Gartenbereichen bietet großzügige und relativ ungestörte Aufenthaltsqualität. Das Gesamtgebiet fügt sich trotz der ungewöhnlichen und in hohem Maße identitätsbildende Baustruktur sehr gut in die Umgebung ein und bereichert diese durch hohe Transparenz und Durchgrünung.
Die gut strukturierte Grundrisstypologie ist über die Geschosse durchgängig ausgebildet und lässt so eine wirtschaftliche Realisierbarkeit erwarten. Die teilweise schräg angeordneten Außenwände bilden individuelle Wohnungstypen und geben in Form der schräg ansteigenden Trauflinien den Baukörpern eine skulpturale Eleganz.
Die Arbeit stellt einen überraschenden und positiven Beitrag zum genossenschaftlichen Wohnen dar, der seine besonderen Qualitäten in der Bildung von gemeinschaftsfördernden Einheiten und der außergewöhnlichen Baukörperkonfiguration in einer parkartigen Freifläche herausstellt.“ (Auszug Jurybeurteilung Wettbewerb von 2013)
Grün Wald Haus : Umformung Einzelhaus
Ausgehend vom klassischen Bautypus des freistehenden Hauses mit Satteldach werden die Gebäude mit einfachen Mitteln zu einem kristallinen Gebäude – einer Villa – umgeformt. Die Qualität des genossenschaftlichen Wohngedankens zeigt sich in den durchdachten Grundrissen. Großzügige durchgesteckte Erschließungszonen im Erdgeschoss dienen als Verteiler innerhalb des Hauses und bilden als informeller Kommunikationsraum einen Übergang zwischen Wohn- und Freiraum. Diese kompakten und ähnlichen Gebäude sind ökologisch sinnvoll umsetzbar und kommen dem genossenschaftlichen Gedanken und den Bauabschnitten in der Umsetzung entgegen.
Die Baukörperform in ihrer skulpturalen Eleganz präsentiert sich mit einer rauen Putzfassade und einem beigefarbenen Naturton. Durch die verschiedene Drehung der Häuser ist die Schattenwirkung auf dem Putz auf jedem Haus anders. Die Unterschiede der Gebäude erscheinen auch durch die Ausrichtung der schrägen Laibungen zur Sonne. Die Häuser werden so als Gemeinschaft bzw. Genossenschaft eindeutig erkannt, sind aber dennoch leicht unterschiedlich.
So entsteht ein subtiles Spiel mit einer bekannten Baukörperform in leicht abgewandelter Form. Ebenso sind die Fensteröffnungen ein bekanntes Motiv mit einer leicht abgewandelten Proportion. Dieses Spiel mit Zitaten setzt sich in dem ziegelgedeckten Satteldach fort.
Die Einfachheit wie aus einem Typus Vielfalt erzeugt wird, spiegelt sich auch in der Wahl der Konstruktion wieder. Massive einschalige Ziegelwände, einfache Details und eine reduzierte Farbpalette in der Gestaltung erzeugen eine zeitlose Dauerhaftigkeit.