Ausstellung »Form Follows Position«

Wohnen mit der Atmosphäre des Ortes

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

„Das Neue beginnt einen Flirt mit dem Bestehenden“, beschreibt Michael Ziller die Herangehensweise seines Büros zillerplus an unbekannte Aufgaben. „Die besondere Magie der Orte, an denen wir uns bewegen, lässt dabei Lösungen zu, die oft pragmatisch sind, mitunter radikal, so selbstverständlich wie möglich und so innovativ wie nötig. Aber doch stets authentisch.“

Mit der Ausstellung „Form follows Position“ zeigt zillerplus die Überzeugung, dass einer der Leitsätze der klassischen Moderne „Form follows function“ umgeschrieben werden muss. Nicht mehr die Funktion bestimmt die Form, sondern die „Position“ – mehrdeutig besetzt als Lokalisierung von Standort und persönlicher Haltung, die jedes Projekt neu interpretiert. Über die sich im Entwurfsprozess entwickelnden Geschichten für neue Gebäude und Quartiere, wachsen vielschichtige Konzeptionen, die unverwechselbar mit dem Ort und dessen „Genius Loci“ verbunden sind.

„Wir bauen nicht für uns, wir bauen für Menschen. Wir bauen mit Menschen und für die Stadt.“ So denkt das Team bei zillerplus Architektur. „Zehn persönliche Leitsätze helfen bei der Überprüfung des Entwurfs und der dabei entstehenden Atmosphäre auf ihre Glaubwürdigkeit, Dichte, Mehrdeutigkeit und Nutzbarkeit für die Bewohner. Die gesammelten Inspirationen, viele Ideen und für manche Projekte verworfenen Geschichten, bewahren und archivieren wir in den Schubladen unserer büroeigenen ‚Wunderkammer’“.

Alle für die Ausstellung ausgewählten Projekte zeigen bewusst unterschiedliche Größenordnungen, Maßstäbe und vor allem Auftraggeber: die Baugemeinschaft, die Genossenschaft, den Investor und die städtische Wohnungsgesellschaft. „Unsere Entwürfe sind nicht zwangsläufig Skulpturen in urbaner Bestlage. Es geht stets um Lebenskonzepte. Es geht darum, wie die Menschen sich ihren Alltag in Zukunft vorstellen. Unser Ziel ist es, dass die Besucher die Faszination für die Stadt, den Raum, das Wohnen, für das Selbstverständliche und das Unverwechselbare spüren. Ganz so, wie wir es immer wieder in den Projekten erleben.“

Ausstellungsdauer 2.2.–3.3. 2018

Ausstellungseröffnung am Donnerstag, den 1. Februar 2018 um 19 Uhr
»ZUHAUSE« Ein Gespräch über das Wohnen am Dienstag, 20. Februar 2018, 19 Uhr

Architekturgalerie München, Türkenstraße 30 80333 München www.architekturgalerie-muenchen.de

Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele
Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

 


Gastbeitrag von Oliver Herwig:

„Ich bin hier zufrieden. Aber der Eskimo beispielsweise findet es bei sich daheim im Iglu am schönsten“, sagte Gerhard Polt 2015 gegenüber dem Münchner Merkur. Nun ging es diesen Abend nicht über Inuits und Iglus, und auch nicht über den bayerischen Kabarettisten, wohl aber über eine Angelegenheit, die uns alle beschäftigt, weil wir hier alle Spezialisten sind: Und zwar um die Frage, wie wir eigentlich wohnen wollen. Und wie wir wohnen müssen.

Das Zuhause sei dort, wo man keine Angst habe, schwirrte plötzlich durch den kleinen Raum. Und alle nickten. Das leuchtete ein. An diesem Abend aber war das nicht genug. Michael Zillers Wohnbauprojekt in Hamburg war nur ein Stein, der in die See der Wohnwelten ploppte und immer weitere Wellen schlug. Da schwappte Humor herüber, als der Autor Dr. Fridolin Schley über die Sorgen des kreativen Proletariats (nein, das Wort nahm er nicht in den Mund, meinte es vielleicht auch gar nicht so, aber doch!) sprach, hier in München an den Rand gedrängt zu werden und schließlich, gezwungenermaßen, die Weltstadt mit Herz verlassen zu müssen. Oder dann, wenn Künstlerin Caro Jost ganz trocken davon berichtete, sich in New York City (oder an anderen Orten) einzurichten, einzuleben und sich an ganz unterschiedlichen Orten wohl zu fühlen. Eine verordnete Gemeinschaft in Form einer Genossenschaft brauche sie dazu nicht, eher etwas Freiraum.

 

Gibt es eigentliche neue Wohnmodelle Mitte 20, digitales Wohnnomadentum? Designer und Student Lorenz Wöhr gab zu, augenblicklich wieder bei den Eltern in München zu wohnen. Wohnen zu müssen, aufgrund der hohen Preise. Kontakte, die für eine Wohngemeinschaft reichten, entstünden immer noch off-line. Ist das nun beruhigend? Das rege Publikum ließ es sich nicht nehmen, in die Diskussion einzugreifen und etwa für ein wenig Vergesellschaftung der Spekulationsgewinne mit Grund und Boden zu plädieren, ganz im Sinne der Bayerischen Verfassung, die „unverdiente Gewinne“ in Art. 161 so versteht: „Steigerungen des Bodenwertes, die ohne besonderen Arbeits- oder Kapitalaufwand des Eigentümers entstehen, sind für die Allgemeinheit nutzbar zu machen.“

Es war gut. Sogar sehr gut. Witzig und überraschend. Das lag an der wunderbaren Moderation von Nicola Borgmann und an den großartigen Gästen. Mehr davon!


Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr

Architekturgalerie München, Februar 2018, Ausstellungsfotos: Hartmut Nägele, Fotografie der Ausstellung: Florian Holzherr